>davor< ein dokumentarisches musiktheater-projekt an der münchener biennale 2022

Der Komponist Yoav Pasovsky, der Regisseur Robert Lehniger, die Bühnenbildnerin Irina Schicketanz und der Sounddesigner Miguel Murrieta Vásquez fragen in diesem Musik-Dokumentartheater-Projekt nach dem Erleben von Alltagsrassismus. Aus über zwanzig Interviews, die sie mit Hilfe der taz-Journalistin Ebru Taşdemir geführt haben, entwickeln sie Szenen, die in Deutschland geborene und aufgewachsene Menschen mit internationaler Geschichte tagtäglich erleben: in denen ihnen die Zugehörigkeit zu diesem Land immer wieder abgesprochen wird, in denen sie als andersartig markiert und stigmatisiert werden.
Denn den tätlichen An- und Übergriffen auf Flüchtlingsheime, jüdische Gotteshäuser oder nicht weiße Menschen gehen subtilere Formen der Ausgrenzung voraus. Um einem vermutlich mehrheitlich weißen, bürgerlichen Publikum diese Erfahrungen näher zu bringen und unmittelbar spüren zu lassen, bricht das Musiktheater-Projekt die klassische Trennung von Bühne und Zuschauerraum auf. Es lässt das Publikum in einer labyrinthischen Installation in Live-Szenen genauso wie in die virtuelle Realität mittels entsprechender Headsets eintauchen.
Die Zuschauenden werden so unmittelbar an Situationen und Szenen beteiligt, in denen sie Alltagsrassismus aus der Perspektive der Menschen, die ihm ausgesetzt sind, erleben können. Auch die musikalische Komposition arbeitet mit dokumentarischem Material und macht auf eine Situation aufmerksam, die die Betroffenen als andauernd und unerträglich erleben, die ihnen Gleichberechtigung und Teilhabe abspricht – eine sich stetig verschärfende Situation eines Umbruchs: Ein DAVOR.

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DAVOR Ein dokumentarisches Musiktheater-Projekt Yoav Pasovsky Komposition Robert Lehniger Regie und Video Irina Schicketanz Ausstattung Miguel Murrieta Vásquez Sounddesign Lennart Hüper 360-Grad-Kamera Ebru Taşdemir Interviews Marion Hirte Dramaturgie © 2022 Sven Zellner