Archiv für die Kategorie ‘Portrait’

Danke Anke!

Freitag, 22. Mai 2009

anke scharlachAnke Scharlachs Lieblingsproduktion in der Vorbereitung war „Ulrike Maria Stuart“, weil sie da diese zwei Köpfe machen sollte. Zwei überlebensgroße Köpfe von Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin die in ihrer Lebendigkeit fast unheimlich sind. An denen hat Anke lange, ernst und gewissenhaft im Vorfeld gearbeitet – und diese Aufgabe geliebt „selten darf man sowas machen“ – ihre andere Lieblingsproduktion war der „Kampfchor Galaktika“ „Weil ich da jeden Abend viel zu tun hatte. Und oft habe ich mich auch in die Vorstellungen reingesetzt und sehr gerne zugehört“. Dann liebt sie das Theater, wenn es ihr immer wieder neue Aufgaben gibt. Seit 22 Jahren macht sie das jetzt schon, mit 19 fing sie in Düsseldorf an, war dann kurz in Kiel und ist mittlerweile seit 18 Jahren in Frankfurt. Wie es für sie weitergeht, weiss sie noch nicht. Daran, dass man die schmidtstrasse12 irgendwo anders fortsetzen könnte, glaubt sie nicht. Lieber als ins Depot würde sie wohl auch zurück in die Kammerspiele – weil sie dort allein arbeiten kann. Denn das hat sie auch an der schmidtstrasse12 besonders geliebt: „Ich arbeite gerne viel und auch 200prozentig. Aber nicht so gern im Team“. Anke ist eine der wenigen Menschen, die gut allein sein können. Das Theater ist dem Sozialleben ausserhalb des Theaters je ohnehin eher abträglich. Ob es auch manchmal vorkommt, dass sie Leute in der Maske hat, die sie nicht mag? „Ja, das gibt es hin und wieder. Da ist dann von Vorteil, wenn man zu zweit arbeitet, da kann man sich die Schauspieler anders aufteilen, aber alleine muss ich da dann durch. Das schon ein komischer Vorgang, weil das ja so eine intime Arbeit ist“

Der Mensch mit dem Anke privat am liebsten zusammen ist, ist auch eine kleine Schmidtstrassenlegende: Steve Wagner. Er war Techniker in der schmidtstrasse12 und wurde kurz nachdem Anke dort antrat ins Große Haus zurückbeordert. Doch die kurze Begegnung reichte, jetzt haben die beiden seit einem Jahr ein Haus im Grünen, fahren zusammen Rennrad und bestellen den Garten. Rittersporn und Pfingstrosen. Am liebsten spricht Anke von ihren Kräutern, mit denen sie ihre italienischen Rezepte verfeinert oder die sie für Tees trocknet. Jetzt liest sie auch viel Kräuterfachliteratur. Oder sie kocht aus den Früchten des Gartens Marmelade. Teilt Steve die Kochleidenschaft? „nein, der schiebt höchstens mal eine Tiefkühlpizza in den Ofen.“ Aber das macht nichts – so bleibt es für Anke ein schönes Feld zum allein sein.

Danke Marcel!

Dienstag, 12. Mai 2009

img_08782Privat ist Marcel Heyde nie ins Theater gegangen, das hat erst angefangen, als er dafür bezahlt wurde. Seine erste Produktion als Veranstaltungstechniker musste er am TAT bewältigen. Es war die Möwe und er erinnert sich auch nur noch, dass der Regisseur immer schwitzend mit einem Handtuch durch die Gegend lief. Als ich Marcel 2003 bei den Proben zu „Lolita“ kennen lernte, hat mich seine manchmal etwas mürrische Art zunächst etwas abgeschreckt und verunsichert. Aber ich habe schnell erfreut festgestellt, dass er sehr zuverlässig und bei der Sache ist. Umgekehrt sagte er mir später bei den Proben zu „Werther“, dass er froh wäre, dass ich jetzt nicht mehr so hektisch wäre wie damals bei „Lolita“. – Das Theater hat er dann nach und nach lieben gelernt, sagt er heute. „Weil man Emotionen rüberbringen kann, wie das so im Kino oder im Fernsehen nicht möglich ist.“

Die schmidtstrasse12 verlässt er mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Warum? „Weils schön war.“ Marcels antworten sind kurz und knapp. Nach kurzem Schweigen fügt er hinzu, dass er das Team vermissen wird. Auf die Frage, welchen Menschen er vor allem mit der schmidtstrasse12 verbindet, antwortet er schnell: „Mathias“. Zu zweit machen sie seit sechs Jahren Licht und Ton, manchmal Video und sind auch noch für den Auf- und Abbau zuständig. Es ist ein bisschen so, als würde ihnen die schmidtstrasse12 gehören, nicht zu letzt auch weil sie es waren, die einen bei Partys irgendwann rauswerfen mussten um den Laden dicht zu machen. Erstaunlich ist, wie viel sie in der schmidtstrasse12 möglich gemacht haben. Oft war das viel mehr, als auf manchen Bühnen mit wesentlich größeren Technikerteams. Da wird dann halt gebastelt und improvisiert – und manchmal auch geschimpft. Zum Beispiel anfangs, als die Inszenierungen in ihrer Länge das eigentliche Limit von 90min immer öfter überschritten – doch inzwischen sind sogar die Partys länger geworden…

Ja, Marcel ist über die Jahre entspannter geworden. Er hat wieder angefangen Gitarre zu spielen. Indie und Rock. Um die Mädchen zu beeindrucken, wie Özgür? „Nein, ich habe mit sechs Jahren angefangen, da war das noch nicht so mein Thema.“ Und jetzt hat er seit zweieinhalb Jahren eine Freundin, mit der er seit drei Jahren zusammenlebt. In einer WG.
Seine Lieblingsfarbe? Rot. Lieblingsblume: Sonnenblume. Lieblingsfilm? Charly und die Schokoladenfabrik. Lieblingsessen? „Indisch. Persisch. Aber wie das Essen dann heißt, das vergesse ich immer wieder.“

Das schmidtstrassenpublikum wird er vermissen, weil es so unterschiedlich ist. Doch freut sich Marcel, bei aller schmidtstrassenabschiedswehmut, auch auf den Neuanfang im Depot: Dort hatte für ihn das ganze Theater begonnen.

Ob er noch eine Frage beantworten will? „Ja ich dachte eigentlich, dass ich gefragt werde, was meine Lieblingsinszenierung hier war und hab mich auch darauf vorbereitet.“ „Na dann mal los.“ „Als Gesamtinszenierung: `Lolita´; für den Ton, die Einspielungen `Perdita Durango´ und fürs Licht: `Rausch´.

Danke Uschi!

Montag, 04. Mai 2009
uschi + florianUschi treffe ich in Uschis Büro. Sie ist gerade dabei, Buchstaben vorzumalen, die der kleine Junge bei den Buddenbrooks dann nur nachzumalen braucht. Fake, sagt sie, wie so oft am Theater und lacht. Sie lacht eh viel, die Uschi Trella, wie sie zum Glück heißt. Sie ist die gute Seele der schmidtstrasse12. Das Theater mag sie, weil es nicht langweilig ist, weil es ihr Hobby ist, das sie vor 35 Jahren zum Beruf gemacht hat: Nähen, basteln, sticken – lauter Handarbeiten.
Sie wohnt in Höchst, aber: „Es ist nix Höchst, gefällt mir nicht“ Mit ihrem Mann hat sie vor langer Zeit ein kleines Häuschen gekauft. Jetzt sind ihr da zu viele Ausländer und zu wenig Geschäfte. – Ihr Sohn, 25, lebt in Papenburg mit seiner Freundin und arbeitet in einem „Oh Gott, wie heisst das – Elektroladen. Mein Mann war Kriminalbeamter.“ „Hattest du oft Angst um ihn?“. „Nein, überhaupt nicht.“ „Weil er ein mutiger und kluger Mann ist?“. „Nein, weil er sich eigentlich immer im Hintergrund gehalten hat.“ da lacht sie.
Lieblingsfarbe? „Rot.“ Lieblingsblume? „Rose.“ Lieblingsgetränk? „Weisswein.“ Isst sie gerne? „Na klar, sieht man doch! Eigentlich esse ich alles gerne. Vor allem Nudeln, Pizza und zum naschen Marmorkuchen oder am liebsten Vollmichschkolade – von Lindt“
Jetzt fällt ihr doch noch was ein, was an Höchst lobenswert ist: Der Flohmarkt an der Jahrhunderthalle, da wird am Wochenende mit Freundinnen geshopt. Alles mögliche.
Die schmidtstrasse12 ist ihr sehr ans Herz gewachsen, weil man mit einer kleinen Truppe in sehr familiärer Atmosphäre arbeitet und sehr engen Kontakt zu den Künstlern hat und so mehr miteinander arbeitet, als Dienst nach Vorschrift zu machen. Wenn Uschi im Großen Haus Dienst hatte hat sie mir immer gleich erzählt wie sie die schmidtstrasse12 vermisst. Weiter gehts für Uschi im Bockenheimer Depot, wo sie auch schon arbeitete, bevor sie an die schmidtstrasse12 kam. So ist das schon die zweite Theaterauflösung die sie miterlebt.
„Mein schönster Moment in der Schmidtstrasse12? – Das war meine erste Premiere hier, Lolita. Ansonsten – gibt es eigentlich nichts schlechtes zu sagen über die schmidtstrasse, nur Gutes.“ und da lacht sie wieder.